Grab 1990

Carl Fomm

Grab Heute - 2025

Grab Leipzig

Die Grabstätte des Hoteliers Paul Niederlein/Fomm (1875-1913)

 

Julius Gotthard Paul Niederlein war nicht nur Besitzer des Leipziger Hotels „Deutsches Haus“ am Königsplatz, sondern besaß auch in der exklusiven Wächterstraße wertvollen Immobilienbesitz. Er war 1875 im stadtnahen Dorf Lindenau geboren und hatte in jenen gründerzeitlichen Jahren offenbar eine erstaunliche Karriere gemacht.
Aber dann starb er völlig unerwartet am 18. November 1913 im Alter von erst 38 Jahren.
In ihrer Not erwarb die Witwe Clara Niederlein zwei Tage später in der X. Abteilung des Südfriedhofes zwei Rabattengräber mit den Nummern 68 und 69.
Und dort, im Grab No.69, wurde der teure Gatte am 22. November 1913 beerdigt.

Keine vier Wochen später kaufte die Witwe für 1.300 Goldmark das sich in unmittelbarer Grabesnähe, ebenso in der X. Abteilung befindliche Erbbegräbnis No.1 auf einhundert Jahre, wobei sie sich jene bereits für die beiden nunmehr überflüssig gewordenen Rabattengräber gezahlten 187,50 Goldmark prompt verrechnen ließ.

Zu Beginn des neuen Jahres, am 21. Januar 1914, beantragte sie die Errichtung einer prächtigen Grabmalanlage aus poliertem rotschwedischen Granit, versehen mit einer herrlichen Skulptur aus Carrara-Marmor sowie einem Relief aus gleichem Material mit der Darstellung des berühmten, einst von Leonardo da Vinci geschaffenen Abendmahl-Bildnisses.
Die Einfriedung dieser Denkmalanlage sollte unter Verwendung von wertvollen Bronzegittern samt einer kleinen zweiflügeligen Türanlage erfolgen.
Auch die Errichtung einer für vier Särge gedachten Gruft* wünschte die junge, kinderlose Witwe als eheliche Totenstätte.
Die Ausführung sämtlicher Arbeiten übertrug Clara Niederlein der renommierten Bildhauer- und Steinmetzfirma Petzold & Mrusek aus Leipzig-Eutritzsch.

Nach der Fertigstellung der kleinen, aber feinen Gruft wurde der Sarg mit dem Leichnam des Paul Niederlein am 28. April 1914 aus seinem Grabe ausgehoben und sofort in die neuerbaute Gruft eingesenkt.
Wenige Tage später, am 05. Mai 1914, waren dann alle Arbeiten an der Grabstätte vollendet, es war dies der Geburtstag des nun hier in der Gruft ruhenden geliebten Gatten.

Allerdings verblasste dann sehr bald die Todestrauer der Witwe, die nun wieder begann, sich dem irdischen Glück zuzuwenden und schließlich einen Verehrer aus Dresden namens Beck heiratete.
Später, im Juli 1923, traf die nunmehrige Clara Beck, verwitwet gewesene Niederlein, die Entscheidung zur Aufgabe der Leipziger Grabstätte und verkaufte diese an den ihr offenbar gut bekannten Direktor Willy Poenisch aus Leipzig-Gohlis für zwei Millionen inflationierte Reichsmark.
Erst nach dem anerkannten Rechtsbestand dieser Grabstättenübertragung ließ Clara Beck am 14. August 1923 ihren vormaligen Gatten aus der Gruft holen, dessen sterbliche Überreste dann am 17. August 1923 im Krematorium des Südfriedhofes eingeäschert wurden. Bereits am folgenden Tag erfolgte der postalische Versand der Urne nach Dresden.

Aber auch für den Direktor Willy Poenisch als neuen Eigentümer sollte die Grabstätte nicht die letzte Heimstatt werden, denn am 23. November 1925 verkündete dieser gegenüber dem Friedhofsamt, seinen künftigen Wohnsitz nunmehr nach Wien zu verlegen.

Er bat deshalb um die Zustimmung, die Grabstätte der unmittelbar in seiner Nachbarschaft wohnenden Fabrikantenfamilie Fomm zu übertragen, die das baldige Ableben ihres Patriarchen erwartete.

Tatsächlich starb bereits am folgenden Tage, dem 24. November 1925, der Maschinenfabrikant Georg Fomm, der übrigens auch ein Logenbruder von Willy Poenisch gewesen war. Am 26. November 1925 verkündete die Freimaurerloge, dass „heute nachmittag 1 ½ Uhr die Beerdigung des in den ewigen Osten eingegangenen Bruders Georg Fomm“ sein wird.

Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“
Band 05, S.118 ff.


 

 

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